Oberweißig

In der mittleren Steinzeit von 13.000 bis 5.000 v. u. Z. betraten vermutlich die ersten Menschen die Region des Döhlener Beckens. 5.000- 2.500 v. u. Z. erfolgte eine dichtere Besiedlung der nördlich liegenden Lößgebiete durch Stämme der Band- und Schnurkeramiker. Das belegen die Fundsachen von Unkersdorf und Scharfenberg. 2.500-800 v. u. Z.: Die Urnenfelder der Illyrer beherrschten die Funde in unserer Region. Um 400 v. u. Z. wurden sie von den einziehenden Germanen verdrängt. 800 v. u. Z. – 1.000 u. Z. bildete die Elbe die Grenze zwischen Ost- und Westgermanen. Am linken Elbufer lebten die Hermunduren und am rechten Elbufer die Illyrer. In der Schlacht bei Burgscheidungen an der Unstrut, im Jahre 531, wurde durch Franken und Sachsen das Hermundurenreich zerstört. Dadurch besiedelten Slawen unsere Heimat. Sorben bzw. Wenden lebten hier als Ackerbauer und Viehzüchter, bis gegen 928 wieder die Germanen zur Elbe vordrangen. 10.-11. Jh: Durch hinzuziehende Franken setzte eine Bevölkerungsexplosion ein, mehr Ackerfläche wurde benötigt und in deren  Ergebnis wurden einzelne Gebiete im gesamten Erzgebirge für Siedlungszwecke gerodet. Die ersten „deutschen" Anwesen entstanden.

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Ersterwähnung(1)
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Bauern bei der Arbeit (2)
1235 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von Weissig als Wizoch, in einer Schenkungsurkunde des Dohnaischen Burggrafen Otto I. an das Kloster Altzella bei Nossen (->Text der Urkunde). Der slawische Name Wishouk ( = Hochheim, Hohendorf) verwandelte sich über Wizoch, Wizzog, Wiessag, Weyssag zu Weißig. 1349 gehörte Weißig als markgräfliches Lehen den Herren von Korbitz (Gorbitz). 1420 bestätigte Friedrich der Friedfertige eine Schenkung  des Dorfes durch den Landgraf Wilhelm I. (des Älteren) an das Augustinerkloster  zu Altdresden. Bild "bauern2.jpg"
Bauern bei der Arbeit (3)
1538 gab das Augustinerkloster zu Altdresden Gunst und Erlaubnis, dass Blasius Angermann aus Weißig an Dr. Eisenberg als Vorsteher der Brüderschaft des heil. Leichnams einen Zins auf Wiederverkauf verkaufen durfte. 1547 "… wurde der Ort Weyssigk dem Amte Dresden bezirkt, dem auch die Berggerichte zustanden. Die Erbgerichte, Lehn und Zinsen gehörten den von Grensing auf Döhlen. Der Ort bestand aus 13 Mann und 10 Hufen, 9 ganze, 2 halbe Hüfner und 2 Gärtner, die 4 Schock 21 Gr. 9  Scheffel Korn, 17 Scheffel Hafer schoßten. Dem Pfarrer zu Pesterwitz zehnteten sie 15 ½ Korn und 2 alte Pfennig."

Es folgten fast 300 Jahre Geschichte ohne einen schriftlichen Hinweis auf unseren Heimatort.

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Völkerschlacht bei Leipzig 16.- 19. 10.1813 (4)
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Meilenblatt von 1785, Ausschnitt (3)
1815: Die Gemeinde Weißig hatte in den Jahren 1806-15 an Kriegsbeiträgen 11.000 Taler aufzubringen. 1828 wurden auf der Flur viele alte Münzen ausgegraben. 1834 hatte Weißig eine mäßig starke Staatsschäferei und eine sehr weithin sichtbare Windmühle (sie stand unter 50° 59´58“ und 16` 33“, 1070´hoch). In den Jahren 1837-1839 wurden die Hofetage (Frondiensttage) nach Döhlen unter Entrichtung bestimmter Renten aufgehoben.
1839 begann die Eintragung im Gemeindebuch am 23. April mit der Wahl des Gemeindevorstands, des Gemeindeältesten und der Ausschusspersonen. „Aus der Klasse der Begüterten, auch Sechstel- oder Achtelhüfer werden 2 Personen, aus der Klasse der Häusler, auch bloße Grundstückbesitzer wird 1 Person und aus der Klasse der Hausgenossen wird ebenfalls 1 Person in den Gemeinderat gewählt.“ Mit der Wahl übernam der Steiger Schmidtgen das Amt des Gemeindevorstands und des Ortsrichters. Zu seinen Aufgaben gehörten anfangs auch die Einnahme und Auslieferung des Schulgeldes. Die Gemeindelasten wurden auf Hufen und Baustellen verteilt, die Hausgenossensteuer und andere Arten von Aufgaben dienten der Bewältigung der vielfachen Aufgaben der Gemeinde. In Schulangelegenheiten wurde festgehalten: „Altweißig (Oberweißig) wird nach Unterweißig einbezirkt. Zu den dortigen Schulangelegenheiten betreffenden Beratungen sollen den Gemeindevorstand oder bei dessen Behinderung der Gemeindeälteste oder eine der Außschußpersonen abgeordnet werden.“ Eingeschult war hier auch das zum Rittergut gehörige Vorwerk Weißig.
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Gasthof (6)
1840 wurde der Gasthof erstmals als Reiheschank erwähnt. Im Februar beschloss der Gemeinderat die Anstellung des Tage- und Nachtwächters Wilhelm Fritzsche. 1841 wurde ein Gemeindeplan mit Feuerverzeichnis erstellt. 1848 wurde für das Armenhaus ein neuer Brunnen geschachtet und die Pumpe ersetzt. Damit war das Vermögen der Armen und Kommunekasse erschöpft. 1849 schied Steiger Schmidtken aus dem Amt des Gemeindevorstands und übergab sämtliche Gemeindeangelegenheiten an Gottlieb Treugott Schuster. 1850, am 22. Februar, tobte ein furchtbarer Sturm und richtete  viel Schaden an Dächern und in Waldungen an. Am 5. April gab es Beschwerdeführung zu einer Verordnung an Seine Majestät den König. Die Gemeinde schlug den Neubau eines Schulhauses vor. Am 5. Oktober wurde der Neubau abgelehnt. 1851, am 27. Februar, übernam Johann Gottlieb Köhler seine Tätigkeit als Gemeindevorsteher. 1852, am 19. Mai, gab es mehrere starke Gewitter mit Hagelschlag. Am 21. Nov. Früh brannten die Seitengebäude der Knielingschen Poterie in Neudöhlen ab. 1855 wurde das sogenannte Gänsedorf aufgehoben. Wer Gänse auf die Dorfvorheit gehen ließ, zahlte vom 15. Mai des Jahres an 5 Ngr. pro Gans Strafe in die hiesige Ortsarmenkasse. 1865 errichtete man in der Gemeinde eine Feuerlöschkasse. Das Anwesen von Carl Gottlob Richter und dessen Hausgenosse Claus wurden von Bränden heimgesucht. Zu deren Unterstützung wurden im Ort 18 Taler gesammelt. 1866 wurde wegen der politischen Verhältnisse und dem ausbrechenden Krieg eine „Schutzmannschaft zum Schutze des Eigentums und der Personen gegen raubsichtiges und herumziehendes Gesindel“ in der Gemeinde aufgestellt. Dazu wurde ein Wachkommando gewählt, ein Wachlokal eingerichtet und eine Bewaffnung eingeführt. 1868 erfolgte die Anschaffung einer Feuerspritze für die Gemeinden Weißig, Unterweißig und Saalhausen. Ein Spritzenhaus wurde gebaut.
1871, im Dezember, kehrten alle 8 Teilnehmer am Deutsch-Französischen Krieg wieder gesund zurück. Eine Friedenseiche wurde neben dem Spritzenhaus als Erinnerung an die überstandenen Gefahren gepflanzt. 1873 erhielt der Gemeindevorstand das Recht, das auf den Teichen befindliche Eis für eine Entschädigung von 5 Ngr. pro Fuhre zu nutzen. Vier Jahre später wurden beide Teiche in einer öffentlichen Versteigerung zur Eisnutzung vorgesehen. Am 27. Februar 1876 beging der Gemeindevorstand Johann Gottlieb Köhler in Oberweißig sein 25-jähriges Amtsjubiläum. Dabei erfolgte die Pflanzung einer Eiche gegenüber der Friedenseiche. 1878 beschloss der Gemeinderat ein Darlehen von 300 Mark zum Erwerb eines Schulbauplatzes. 1881 war der Fußweg von Tharandt nach Weißig durch eine Wasserflut unpassierbar geworden und wurde im Dezember 1882 wieder hergestellt. Am 7. Dezember 1887 übergab Gemeindevorstand Köhler dem Gemeinderat  500 Mark mit der Bestimmung, dass von Neujahr 1888 an, alljährlich von den Zinsen, 5 Kindern der Gemeinde Weißig eine Weihnachtsfreude bereitet werde. 1888 erfolgte die Einführung der obligatorischen Trichinenschau. 1893: Die Gemeinden Oberweißig, Unterweißig, und Deuben bildeten einen Jagdbezirk, dessen jagdbare Fläche 218,9 ha beträgt. Bis 1896 betrug die Jahrespacht 225 Mark. 1900 kaufte zum Zwecke der weiteren Wassergewinnung die Gemeinde das auf Großopitzer Flur gelegene Windmühlengrundstück. Da aber dasselbe den gehegten Erwartungen nicht entsprach und es anderseits alljährlich bedeutende Zuschüsse erforderte, verkaufte die Gemeinde es 1911 wieder, nachdem es bisher immer verpachtet worden war. 1905 erfolgte der Beitritt der  Gemeinde zur Talsperrengenossenschaft. 1906 wurde die 1. öffentliche Sitzung des Gemeinderates abgehalten. Im Ort wurde eine Fernsprechstelle eingerichtet. 1910 wurden für Unterweißig und Oberweißig ein eigenes Standesamt errichtet und eine Straßenbeleuchtung eingeführt. Nach dem plötzlichen Tod des Gemeindevorstands Gustav Müller erfolgte am 1. Juli 1919 die Vereinigung von Ober- und Unterweißig.

Die Gemeinden führen von nun an den gemeinsamen Namen Weißig.





Bildnachweise:
(1) Repro Originalurkunde Sächsisches Staatsarchiv Dresden, HStAD, 1001, Ältere Urkunden Nr. 331
(2) und (3) Zeichnungen der Dresdner Bilderhandschrift des Sachsenspiegels,
entnommen aus: Deutschland im Mittelalter (externer Link)
(4) WIKIPEDIA/Husaren Völkerschlacht bei Leipzig
(5) Deutsche Fotothek, Meilenblätter von Sachsen, Blatt 260, 1785
"Berliner Exemplar", aufgenommen 1780-1806 unter Leitung von Friedrich Ludwig Aster. - 1:12000. - Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Kart. M 14433
(6) Postkarte Gasthof "Zur Erholung" Oberweißig